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Das Human Rights Capacity Diagnostic (HRCD) ist ein Instrument zur Selbsteinschätzung. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Grundlagen dieses Instruments und wie Sie es am besten für Ihr Unternehmen nutzen.
Auch wenn von der Stufe „Inaktiv“ bis hin zur Stufe „Führungsrolle einnehmen“ eine Weiterentwicklung im Fragebogen angelegt ist, bedeutet dies keinesfalls, dass jedes Unternehmen alles daransetzen muss, um die Stufe „Strategische Integration“ oder „Führungsrolle einnehmen“ zu erreichen. Vielmehr soll das Instrument das Bewusstsein dafür schärfen, wo Ihr Unternehmen zurzeit steht, ob es innerhalb des Unternehmens oder im Vergleich zu anderen Unternehmen große Diskrepanzen gibt, und welche Entwicklungsstufe Sie anstreben sollten.
Wie ein Unternehmen die Achtung der Menschenrechte umsetzt, hängt von den operativen Rahmenbedingungen, der Größe, der Branche sowie dem jeweiligen menschenrechtlichen Risikoprofil ab. Ein kleines oder mittelständisches Unternehmen, das hauptsächlich in Mitteleuropa tätig ist, dort seine Produkte verkauft und aus dieser Region seine Vorprodukte und Dienstleistungen bezieht, wird ein anderes Risikoprofil und andere Anforderungen an das Risikomanagement aufweisen als ein multinationaler Konzern mit komplexen Lieferketten, die bis in die Länder des Globalen Südens mit spezifischen menschenrechtlichen Herausforderungen reichen (siehe auch Frage 5 für KMU). Daher müssen die Verantwortlichen in jedem Unternehmen selbst entscheiden, welche internen Kapazitäten Sie bereitstellen müssen, um menschenrechtliche Risiken wirksam angehen zu können. So bestehen zwischen den Geschäftsprozessen einer Bank, eines Energieversorgers und eines Agrarunternehmens große Unterschiede. Außerdem unterscheidet sich das Risikomanagement eines großen, internationalen Konzerns ganz erheblich von der Vorgehensweise einer kleinen Firma mit einer begrenzten Zahl von Standorten und Lieferanten. Dies sollten Sie bei der Bewertung der aktuellen und angestrebten Entwicklungsstufe Ihres Unternehmens berücksichtigen.
Die Selbsteinschätzung soll Ihnen auch helfen zu entscheiden, welche Ziele unter Berücksichtigung des jeweiligen Profils für Ihr Unternehmen angebracht sind. Ein unter extremen Bedingungen operierendes Bergbauunternehmen strebt vermutlich eine andere Entwicklungsstufe an, als ein Logistikunternehmen, das nur in einem Industrieland operiert. Eine projektorientiert arbeitende Firma hat sich vielleicht vorgenommen, das Niveau „Proaktives Management von Menschenrechtsrisiken“ zu erreichen, während für ein Unternehmen, das sich mit mehreren übergreifenden Menschenrechtsthemen konfrontiert sieht, die Stufe „Strategische Integration“ angemessener sein könnte. Unabhängig davon, welche Entwicklungsstufe Ihr Unternehmen erreichen will: Der Unterschied zwischen dem Ist-Zustand und dem angestrebten Niveau macht deutlich, welchen Weg Ihr Unternehmen zurücklegen muss.
Sorgen Sie zu Beginn des Dialogs dafür, dass das Ziel der Selbsteinschätzung gegenüber allen Teilnehmern klar kommuniziert wird und dass diese ausreichend sensibilisiert und bereit sind, das Thema Menschenrechte weiterzuverfolgen. Wenn die Teilnehmer die Ergebnisse des HRCD von Beginn an mittragen, kann der Prozess Ihnen auch dabei helfen, Unterstützung für die Umsetzung von darauf aufbauenden nächsten Schritten zu gewinnen.
Sie können das gesamte Unternehmen beurteilen oder nur bestimmte Tochtergesellschaften, Standorte, Unternehmenseinheiten oder Geschäftspartner. Beispielsweise können Sie mit dem Tool die Kapazitäten verschiedener Unternehmensabteilungen miteinander vergleichen und es nutzen, um damit zusammenhängende Lücken und Risiken zu identifizieren. Sie können den Fragebogen auch im Hinblick auf bestimmte Menschenrechtsthemen ausfüllen oder ihn über mehrere Jahre immer wieder verwenden, um die Fortschritte eines unternehmensweiten Menschenrechtsprogramms zu erfassen und zu vergleichen.
Wenn Sie in einem kleinen Unternehmen arbeiten oder wenn Sie sich zum ersten Mal mit dem Management menschenrechtlicher Risiken und Auswirkungen befassen, kann es sinnvoll sein, das gesamte Unternehmen zu betrachten. Sollten Sie die Beurteilung als Team durchführen, sorgen Sie bitte dafür, dass allen Teilnehmern klar ist, auf welche Geschäftseinheit sich die Fragen beziehen.
Jedes Unternehmen – ganz gleich welcher Art und Größe – trägt Verantwortung für die Achtung der Menschenrechte. Dies bedeutet, dass kleine und mittelständische Firmen genauso wie Großunternehmen dafür Sorge zu tragen haben, dass Sie keine negativen Auswirkungen auf die Rechte der Menschen haben, mit denen Sie über ihre Tätigkeit und ihre Geschäftsbeziehungen zu tun haben. Außerdem können Menschenrechtsprobleme für ein kleines oder ein mittelständisches Unternehmen ebenso schwerwiegende Konsequenzen haben, wie für einen international tätigen Konzern.
Allerdings müssen Sie in einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen anders vorgehen, um die Achtung der Menschenrechte zu gewährleisten. In vielen Fällen müssen die von Ihrem Unternehmen genutzten Managementprozesse nicht so stark formalisiert und strukturiert sein wie die im HRCD beschriebenen Verfahrensweisen. Bitte berücksichtigen Sie dies bei der Bearbeitung des Fragebogens. Achten Sie beim Lesen der Antwortmöglichkeiten also eher darauf, ob der Grundgedanke der beschriebenen Prozesse und Systeme dem entspricht, was in Ihrem Unternehmen vorhanden ist.
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie feststellen, dass Ihr Unternehmen sich noch auf einer relativ niedrigen Stufe auf dem HRCD-Spektrum befindet. Stellen Sie sich vielmehr die Frage, ob Sie sich damit zufriedengeben sollten. Berücksichtigen Sie dabei die Auswirkungen, die Ihr Unternehmen/Ihre Branche auf das Leben anderer Menschen hat bzw. haben kann. Wenn Sie der Meinung sind, dass die eine oder andere Frage für Ihr Unternehmen vollkommen irrelevant ist, können Sie diese überspringen und zur nächsten Frage übergehen.
Das HRCD soll Ihnen helfen, im
Rahmen einer Selbsteinschätzung zu ermitteln, wie es um die Managementkapazität Ihres
Unternehmens bestellt ist, die Achtung der Menschenrechte praktisch umzusetzen.
Zwar zielen einige Fragen in diesem Zusammenhang darauf ab, wie das Unternehmen
seine menschenrechtlichen Risiken und Auswirkungen ermittelt, doch handelt es
sich weder um eine menschenrechtliche Risikobewertung, noch um eine
menschenrechtliche Folgenabschätzung oder eine Compliance-Prüfung durch
Experten.
Vielmehr sollten Sie in der
Selbsteinschätzung eine Chance sehen, einen unternehmensinternen Dialog
anzustoßen, in dem es um die Frage geht, was Ihr Unternehmen leistet und wie es
mit den Menschenrechten umgeht. Die eigentliche Stärke des HRCD liegt in der
Diskussion, die durch die Selbsteinschätzung angeregt werden soll. In den
Abschnitten „Einstieg“ und „Fortgeschrittene Praktiker“ finden Sie Hinweise auf weitere Materialien zum Thema Risikoanalyse und Human Rights Impact Assessment.
Die Fragen müssen nicht unbedingt in der hier angegebenen Reihenfolge beantwortet werden, auch wenn wir dies empfehlen, damit alle Elemente menschenrechtlicher Sorgfalt berücksichtigt werden. Wenn Sie es für sinnvoll halten, können Sie sich auch auf einen Unterabschnitt bzw. eine Frage beschränken und diese für mehrere Tochtergesellschaften, Standorte, Unternehmenseinheiten, Partner oder Produkte beantworten. Sollte eine Frage auf Ihr Unternehmen nicht zutreffen, können Sie sie unbeantwortet lassen. In diesem Fall regen wir dazu an, kurz zu reflektieren, weshalb die Frage für Ihr Unternehmen nicht relevant ist. Wir empfehlen Ihnen, sich mit dem Instrument vertraut zu machen, bevor Sie sich entscheiden.
Das HRCD basiert auf dem Organisational Capacity Assessment Instrument (OCAI), welches zusammen mit den Unternehmen der Lerngruppe Menschenrechte des Deutschen Global Compact Netzwerks entwickelt wurde.
Die anfängliche Idee zum OCAI geht auf Arbeiten von David Ballard zurück, der zu den Kapazitäten von Organisationen in Reaktion auf den Klimawandel gearbeitet hat. Wir danken insbesondere Doogie Black von der Organisation Climate Sense für das hilfreiche Feedback und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des HRCD und die Einführung in das Capacity Diagnosis and Development (CaDD) Tool zum Einschätzen der Managegementkapazitäten von Organisationen für den Umgang mit Klimawandel.
One fine body…